Lebendige Geschichte
Nachfahren von Chefarzt Dr. Frankenstein besuchen St. Carolus Krankenhaus
Das St. Carolus Krankenhaus blickt auf eine fast 100jährige Geschichte zurück. Ein Hut und ein Mikroskop sowie Fotos der Kinderstation sind Relikte, die an eine Zeit erinnern, in der im St. Carolus Krankenhaus noch hunderte Kinder geboren wurden. Chefarzt Dr. Hans Frankenstein war einer der ersten, die ihnen auf die Welt halfen. Diese Woche besuchte Dr. Frankensteins Enkel das St. Carolus Krankenhaus. Nachum Paran war mit seiner Familie nach Görlitz gereist, um den Lebenswegen seines Großvaters nachzuspüren.
Dr. Hans Frankenstein wurde im Jahr 1929 mit 30 Jahre zum Chefarzt im St. Carolus berufen. Er war jüdischer Herkunft, ebenso, wie der damalige Ärztliche Direktor des St. Carolus Dr. Albert Blau. Beide teilten das Schicksal, 1933 aus politisch motivierten Gründen die Arbeit im Krankenhaus niederlegen zu müssen. Frankenstein gelang die Emigration. Sein langer Weg führte ihn über Aufenthalte in England und Australien nach Israel in die Freiheit.
Bei ihrem Besuch im St. Carolus interessierten sich die Nachfahren von Hans Frankenstein für die bewegte Geschichte, die wir anhand vieler historischer Fotos in den Krankenhausfluren wieder aufleben lassen konnten. Nachrum Paran hatte auch Fotos mitgebracht – von Hans und seiner Familie, die einst ein Kaufhaus in Görlitz besaßen, und auch von Hut und Mikroskop, die im St. Carolus zum Einsatz kamen. An einer Kaffeetafel wurden Geschichten und Anekdoten über das Leben der Familie Frankenstein und Paran ausgetauscht. In Israel war Hans Frankenstein, noch ein langes Leben beschert. Er starb mit über 80 Jahren im Kreis seiner Familie.
Möglich gemacht hat diesen außergewöhnlichen Besuch Lauren Leiderman vom Kulturbüro Görlitz, die unermüdlich und lange recherchierte, bis sie die Puzzleteile der Familiengeschichte der Frankensteins aus mehreren Archiven zusammenfassen konnte. Ihnen ist auch die Verlegung zweier Stolpersteine für das Ehepaar Albert und Minna Blau in Görlitz zu verdanken.