Zum 18. Mal fand am vergangenen Wochenende der Urologentag in Görlitz statt – seit drei Jahren fest verankert am Berzdorfer See. Über 100 Teilnehmende aus Klinik, Praxis und Wissenschaft folgten der Einladung des St. Carolus Krankenhauses Görlitz und des Städtischen Klinikums Dresden, um aktuelle Entwicklungen der Urologie zu diskutieren.
In ihrer Eröffnungsrede betonte Standortleiterin Daniela Kleeberg die Bedeutung von Resilienz und positivem Transformationswillen in einer Zeit des Wandels:
„Gerade in Zeiten der Veränderung, wie wir sie im Gesundheitswesen und im Zuge der Krankenhausreform erleben, ist es wichtiger denn je, dass wir uns auf unsere Stärken besinnen, unsere Angebote und Leistungen klar zu definieren, um sie weiterzuentwickeln und selbstbewusst zu präsentieren.“
Vielseitige Fachvorträge
Das Programm umfasste sieben Fachvorträge, die ein breites Spektrum urologischer und interdisziplinärer Themen abdeckten – von moderner Tumortherapie über Palliativmedizin bis zu künstlicher Intelligenz.
Dr. Doreen Trebst (Universitätsklinikum Leipzig) stellte die Behandlung mit Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten bei Harnblasenkrebs vor in Verbindung mit Immuntherapie – ein vielversprechender Ansatz, der Lebensqualität und Überlebenschancen deutlich verbessert. Diese Behandlung wurde jetzt zum neuen Standard bei Metastasierung. Das Nebenwirkungsspektrum ist neu und muss beachtet werden.
PD Dr. Sebastian Hoberück, Nuklearmediziner am Universitätsklinikum Dresden, erläuterte die Rolle der PET-Diagnostik in der Uroonkologie. Das Verfahren macht Stoffwechselaktivitäten von Tumoren sichtbar und ermöglicht in Kombination mit der Computertomografie eine präzise Erkennung von Metastasen – eine wichtige Grundlage für Therapieplanung und Verlaufskontrolle. Es ersetzt zunehmend aktuelle diagnostische Verfahren. Trotz eindeutiger Leitlinienempfehlung ist die kassenärztliche Vergütung nicht immer geklärt.
Thomas Kirchner vom Medizinischen Labor Ostsachsen widmete sich der Zunahme sexuell übertragbarer Infektionen (STI). Er warnte vor neuen Erregern, vermehrten Antibiotikaresistenzen und den Folgen veränderten Risikoverhaltens.
Aus der Urologischen Klinik des St. Carolus Krankenhauses berichtete OA Albert Krzak über Nierensteine in der Schwangerschaft – eine seltene, aber anspruchsvolle Situation. Anhand von Patientendaten zeigte er, wie schonende Diagnostik mit Ultraschall und eine weitgehend konservative Therapie gelingen können, ohne Mutter und Kind zu gefährden. Sein Fazit: Schwangerschaft ist kein Risikofaktor für Steinbildung.
Technologische und ethische Fragen griff PD Dr. Sherif Mehralivand (Universitätsklinikum Dresden) in seinem Vortrag „KI – Fluch oder Segen?“ auf. Seine Kernaussage: „KI ist Werkzeug, nicht Ersatz.“ Die ärztliche Rolle verändere sich – vom Dateninterpret zum Entscheidungsmoderator. Schlussendlich muss der Arzt aber alle Entscheidungen treffen.
Einen emotionalen Gegenpol bildete der Pflege- und Kommunikationsblock mit Dipl.-Med. Irmelin Barhoum (SAPV-Team Oberlausitz), Jens Menzel (Leiter der Palliativstation St. Carolus) und Bernd Schmuck (Seelsorger St. Carolus). Sie erinnerten daran, dass die Sprache zwischen Arzt und Patient durch keine Technik ersetzt werden kann. Wahrhaftigkeit, Respekt und Hoffnung seien Grundpfeiler ärztlichen Handelns.
Den Schlusspunkt setzte Dr. Fred Schuster, Chefarzt der Urologischen Klinik am Städtischen Klinikum Dresden. Nach 30 Monaten Erfahrung mit roboterassistierter Chirurgie zog er eine differenzierte Bilanz: Der Da Vinci-Operationsroboter ermöglicht höchste Präzision, stellt aber auch neue Anforderungen – an Raum, Hygiene, Handhabung und Ausbildung. Schuster stellte fest dass eine Medizin, die zunehmend roboterbasiert arbeitet, in Gefahr gerät, die klassische chirurgische Handwerkskunst zu verlieren.
Die Rückmeldungen der Teilnehmenden fielen durchweg positiv aus:
„Wieder sehr gut organisiert, tolle Vorträge.“
„Sehr informativ, auch fachübergreifend.“
„Rundum gelungen – bitte fortsetzen!“:
Die Vielfalt der Themen zeigte: Der Görlitzer Urologentag bleibt ein Forum, das ärztliche Wissenschaft, ethische Fragestellungen und Kommunikation aller medizinisch Tätigen auf besondere Weise verbindet.
Ausblick
Der 19. Urologentag findet am 7. November 2026 erneut im Kongresshotel Gut am See in Görlitz statt. Unter der Leitung von Dr. med. Thomas Zimmer, Chefarzt der Urologie am St. Carolus Krankenhaus Görlitz, werden wieder aktuelle Entwicklungen aus Forschung, Klinik und Pflege im Mittelpunkt stehen..
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