Mangelnde Sichtbarkeit in den Medien
Ein weiteres Problem sei die mangelnde Sichtbarkeit des Themas in den Medien. Während über Blasen- und Urininkontinenz regelmäßig berichtet wird, bleibt die Stuhlinkontinenz weitgehend im Dunkeln. „Das führt dazu, dass viele Betroffene sich allein gelassen fühlen und glauben, mit ihrem Leiden allein dazustehen“, ergänzt Ebermann. Dabei sei die Diagnostik und Therapie in den letzten Jahrzehnten erheblich vorangeschritten. Moderne Techniken wie die Neurostimulation, die sowohl bei Blasen- als auch bei Stuhlinkontinenz eingesetzt werden kann, bieten neue Hoffnung für Patienten.
Die Herausforderung der frühzeitigen ärztlichen Beratung
Ein zentraler Aspekt des Vortrags von Jens Ebermann ist die frühzeitige ärztliche Beratung und Diagnostik. „Viele Patienten kommen erst spät in meine Sprechstunde, oft erst, wenn sie schon jahrelang unter ihren Beschwerden leiden“, sagt Ebermann nachdenklich. „Dabei wäre eine frühe Abklärung der Symptome entscheidend, um die beste Behandlung für den individuellen Fall zu finden.“ Hier setzt die Arbeit von Ebermann und seines Teams an: Durch gezielte Diagnoseverfahren wie die Analmanometrie können die genauen Ursachen der Stuhlgangsprobleme ermittelt werden. „Die Analmanometrie ist eine objektivierbare Methode, die uns hilft, die Funktion des Anorektums genau zu analysieren und daraus Therapieempfehlungen abzuleiten“, erklärt der Proktologe.
Fortschritte in Diagnostik und interdisziplinärer Behandlung
In seinem Vortrag wird Jens Ebermann auch konkrete Behandlungsoptionen vorstellen, die je nach Schweregrad der Symptome und individueller Situation des Patienten angepasst werden können. „Von konservativen Maßnahmen wie Ernährungsumstellungen und medikamentöser Therapie bis hin zu innovativen Ansätzen wie der Neurostimulation oder dem Einsatz von Schrittmachern reichen die Möglichkeiten“, führt der Experte aus. „Für viele Patienten bedeutet dies eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität.“
Neben der Diagnostik spielt auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit eine entscheidende Rolle. „Stuhlgangsprobleme können vielschichtige Ursachen haben und erfordern oft eine Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen“, betont Ebermann. Dabei arbeiten Gynäkologen, Urologen, Viszeralchirurgen, Physiotherapeuten, Neurologen und Psychosomatiker eng zusammen, um die bestmögliche Betreuung für die Patienten sicherzustellen. „Dieser interdisziplinäre Ansatz ist wichtig, um die komplexen Zusammenhänge von Beckenbodeninsuffizienz und anderen Störungen im Bereich des Anorektums zu verstehen und zu behandeln.“